In unserer ersten Ausstellung 2024 zeigen wir Arbeiten des Medienkünstlers Arnold Dreyblatt.
Arnold Dreyblatt arbeitet sowohl als bildender Künstler im Bereich der Installation/Performance als auch multimedial im Bereich der Musik.
Er stellt im Raum für Gäste zwei wesentliche Aspekte seiner Arbeit vor. Im größeren Ausstellungsraum zeigt er die Installation „ Inventar/Inventur“, in der er Einrichtungsgegenstände beschreibt, die von den Nationalsozialisten aus dem Besitz von Bernhard Altmann, einem jüdischen Textilfabrikanten, in der Villa Hohenfels in Wien beschlagnahmt und verkauft wurden. Den Versteigerungskatalog benutzt er als Textquelle.
Auf der leeren Projektionsfläche erscheinen Worte, die sich ständig fortschreiben und verschwinden, eine Beschreibung der Dinge in der Position, in der sie platziert gewesen sein könnten, wodurch die Projektionsfläche selbst zum imaginären Raum wird.
Im gleichen Ausstellungsraum zeigt er auch originale Gegenstände und Bilder der Textilproduktion Altmanns, der vor den Nazis floh und im Exil eine Produktion für Kaschmirpullover und Textilien aufbaute. 1946 begann er auch in Wien, sein Unternehmen
erneut aufzubauen, das erst 1948 wiederhergestellt war.
Im zweiten Ausstellungsraum präsentiert er die audiovisuelle Installation „Warm-Up“, in der er das „Aufwärmen“ von Orchestermusikern vor dem Konzert thematisiert. Über 50 archivierte Aufnahmen dieser Situation wurden digital geschnitten und in eine neue Komposition gebracht, in der diese kurzen Momente des Aufwärmens zu einem eigenständigen Stück werden. Er zeigt in diesem Raum auch die Schnittstelle zur bildenden Kunst auf - das Stück wurde erst in Noten transkribiert und dann in einer simulierten Konzertsituation aufgeführt und gefilmt. Dabei wurden die Augenbewegungen des Dirigenten durch spezielles Gerät und Software aufgezeichnet und damit zum Bild.
Arnold Dreyblatt spielt mit unserer Vorstellungskraft und lässt den Betrachter selbst imaginieren, wie die Dinge ausgesehen haben. Insofern ist seine Kunst eine Kunst des nicht direkt Gezeigten, er lässt Leerstellen zu und erzeugt ein Vakuum, in dem die Geschichten und Menschen, die hinter den Dingen standen, zu erahnen sind. Er zeigt auf, wie wir Erinnerungen mit unserer eigenen Erfahrung aufladen, sie ist voller Andeutungen und Bezüge, Unausgesprochenes und Imaginäres verdichten sich zu einer
(Text Vera Hilger)
parallel XVII -
Aquatinta und Linolschnitt auf BFK Rives,
78 x 58 cm, 2022, Ex. 6 + éa
Transitions
(red yellow blue)
40 x 28 cm 2017
W67 - Dialogues 2 1/3
Pigment inkjet print on HM Museum Etching paper
40 x 30 cm Inv #: W67 2023
parallel XIX -
Aquatinta und Linolschnitt auf BFK Rives
78 x 58 cm, 2022, Ex. 6 + éa
Transitions
(yellow blue, white, black)
40 x 28 cm 2017
Dialogues
Pigment inkjet print on HM Museum Etching paper
40 x 30 cm 2023
parallel XIX -
Aquatinta und Linolschnitt auf BFK Rives
78 x 58 cm, 2022, Ex. 6 + éa
Transitions
MMXVII 4th state
2017 C-Print auf bamboo
Papiermasse 30 x 22 cm
Frisson Module 3, 2023
Acrylfarbe auf Holz 30 x 30 x 10 cm Ref: O54
w i l d e r
Sarah Van Marcke
Ausstellung vom 23.9. bis 05.11.2023
Eröffnungsrede Maurice Funken,
Direktor des Neuen Aachener Kunstvereins Aachen
Sarah Van Marcke erzählt in ihrer Installation die Geschichte des Ortes Walton Hall, des ersten Naturreservates der Welt. Es wurde gegründet von Charles Waterton, der in eine Familie Landadeliger römisch-katholischen Glaubens im Jahr 1782 in Walton Hall geboren wurde.
Dabei geht es ihr um verschiedene Aspekte der Geschichte des Ortes: einerseits die Gründung des Reservates, das finanziert wurde mit Geld, das aus den Kolonien in Guiana stammte, andererseits die private Geschichte derjungen Ehefrau von Charles Waterton, die dort lebte und jung verstarb, bis hin zur heutigen Nutzung als privaterGolfclub.
Im Grunde war Charles Waterton der erste Naturschützer. Nach längeren Aufenthalten in Südamerika, bei denen er sich als Naturforscher betätigte, kehrte er in den 1820ger Jahren in seinen Geburtsort Walton Hall zurück. Er erfand unter anderem den Nistkasten und neue Wege der Tierpräparation. Er definierte ein Gebiet für sein Entenvögel- und Naturreservat, indem er eine fünf Kilometer lange Mauer zog und dort den ersten geschützten Bereich für Tiere auf der Welt auf einem Raum von 120 Hektar etablierte.
Bekannt wurde er auch durch die Einführung des Betäubungsmittels Curare und durch seine Forschungen im Bereich der Naturgeschichte und des Naturschutzes. Er erkannte schon vor allen anderen, dass nicht der Mensch vor derNatur, sondern die Natur vor dem Menschen geschützt werden muss, obwohl in seiner Zeit noch die grundsätzliche Bestrebung vorherrschend war, die Natur in allen Bereichen zu kultivieren und nutzbar zu machen.
Ein Zitat von Charles Waterton: „Where people initially had to protect themselves from nature, nature had to be protected from people. It is a bordered piece of nature, protected from humans, controlled and manipulated by humans. A controlled, defined land with a biodiversity ideal, mostly based on science, soil research and conservative fetishising of nature. A space subject to an elaborate control organ.“
Mit 47 Jahren heiratete er die 17jährige Anne Edmonston, deren Vorfahren aus dem indigenen Volk der Awaraks stammten, die an der Nordküste Südamerikas in Guiana lebten. Sie starb kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes mit 18 Jahren, wie es scheint, isoliert und alleine. Auf sie beziehen sich die zwei Briefe, die im großen Raum zu sehen sind.
In dem einen schreibt die siebzehnjährige Anne Edmonston ihrer Schwester in einer Art Geheimschrift; nur wer die Handschrift des anderen gut kennt, kann den Brief entziffern. Um den Brief lesen zu können, bedarf es einer besonderen Beziehung. Den zweiten Brief schreibt Sarah Van Marcke während eines ihrer Aufenthalte in Walton Hall an Anne Edmonston. Sie geht auf den geheimnisvollen Brief ein, den Anne an ihre Schwester geschrieben hat und den sie zum Teil
entziffern konnte. Sie fühlt die Einsamkeit und die Nöte der schwangeren Anne, die weit weg von Guiana auf sich gestellt war und unter ihrer Schwangerschaft litt, auch weil sie nichts über diesen Zustand wusste und niemand da war, den sie fragen konnte.
Sarah Van Marcke nimmt die Atmosphäre des Ortes auf und schreibt an Anne, dass das Reservat nun ein Golfclub geworden ist, kalt und groß und mit sehr viel weniger Vogelpopulation. Die Mauer, die einst gezogen wurde, um die Natur zu schützen, schützt heute die privilegierten Mitglieder des Golfclubs.
Im größeren Raum in der Nummer 40 sind Golfbälle zu sehen, die Sarah Van Marcke bei ihren Aufenthalten in Walton Hall in den Büschen gefunden hat- Reliquien einer Gesellschaft, die sich das Naturreservat zu ihrem Vergnügen umgeformt hat.
Im Video dokumentiert sie die heutige akustische und visuelle Gesamtlage des Ortes und verlangsamt die Töne des Vogelgesangs, so dass sie sich nun wie unbekannte exotische, mystische Vögel anhören- eine Referenz zur Geschichte der Kolonialzeit.
Auf den beiden Schaufenstern sieht man zwei Grundrisse. Der eine ist der Grundriss des Golfplatzes- des ehemaligen Naturreservates- mit eingezeichnetem See und Büschen. Der andere ist der aktuelle Grundriss des Ortes Walton in Guiana, der in der Kolonialzeit durch seine Erträge ermöglichte, das Naturreservat in Walton/ Großbritannien zu gründen. Bis heute existiert die alte Aufteilung der Flächen für Plantagen, die jetzt für die Landwirtschaft genutzt werden.
Sarah van Marcke kennt den Ort sehr gut, sie hat sich mehrfach dort aufgehalten und seine Atmosphäre aufgenommen. Sie erzählt die unterschiedlichen Geschichten dieses Ortes, indem sie Dinge, die sie gefunden hat - Golfbälle - den letzten erhaltenen Brief von Anna Edmondson, Film und Fotos miteinander verknüpft und in einer Gesamtinstallation zusammenbringt. (Text Vera Hilger)
“El grotto”, 2023, Dibond, Schwarzer Aluminium Rahmen 60 x 80 cm, Fine art print
Productivity, Challenge, Titanium, Pro Power, Pro Staff, Top Flite, Black Diamond, …”, 2023, 20 found golfing balls in constellation on wall,
unique piece